Anamnese
Die Anamnese bezeichnet ein strukturiertes Gespräch zur Krankheitsgeschichte des Patienten. Sie umfasst das Erfragen und
Dokumentieren medizinisch relevanter Informationen zur Vorgeschichte einer Krankheit durch das Fachpersonal.
Autoimmunerkrankung
Eine Autoimmunerkrankung ist eine Krankheit, bei der sich das Immunsystem fälschlicherweise gegen körpereigene Zellen
oder Organe richtet. Dazu zählen zum Beispiel Diabetes Typ 1, entzündliches Rheuma und Multiple Sklerose.
Basistherapie
Eine Basistherapie ist die über längere Zeit regelmäßig erfolgende Therapie einer Erkrankung. Ziel ist eine langfristig positive
Auswirkung auf den Krankheitsverlauf, was bei MS eine Verringerung von Schubhäufigkeit und -schweregrad bedeutet.
Biomarker
Biomarker sind charakteristische biologische Merkmale, die als Referenz für die Messung krankhafter Prozesse im Körper
verwendet werden. Sie kommen unter anderem für die Diagnose und Prognose von Krankheiten zum Einsatz.
CIS
Klinisch isoliertes Syndrom (CIS) bezeichnet das erste Auftreten eines neurologischen Symptoms aufgrund einer
Demyelinisierung im zentralen Nervensystem. Dabei kann es sich um eine Vorstufe von MS handeln.
Darreichungsform
Darreichungsform bezeichnet die äußere Form, in der ein Medikament verabreicht wird. Man unterteilt in flüssige und feste
Zubereitungen sowie in verschiedene Arten der Anwendung. Beispiele sind Tabletten, Kapseln und Infusionen.
Deeskalation
Eine Deeskalation bezeichnet in der Medizin eine Reduktion des Umfangs bzw. der Intensität einer Therapie. Auf Anweisung
des Arztes kann zum Beispiel eine Dosissenkung oder ein Medikamentenwechsel erfolgen.
Demyelinisierung
Demyelinisierung bezeichnet eine Zerstörung der Myelinschicht um Nervenfasern. Ursache können demyelinisierende Erkrankungen wie MS sein und als Folge kann es zu einer gestörten Weiterleitung von Nervensignalen kommen.
EDSS
Die Expanded-Disability-Status-Scale gibt Auskunft über den Grad der Behinderung von Menschen mit MS. EDSS steht für eine
Skala von 0,0 bis 10,0 in Bezug auf die Einschränkung der Mobilität und neurologischer Funktionen.
Entzündungsherd
Ein Entzündungsherd ist die Stelle, von der aus sich eine Entzündung gebildet hat. Abhängig von ihrer Lage im zentralen
Nervensystem können verschiedene MS-Symptome auftreten.
Ergotherapie
Die Ergotherapie ist eine Therapieform, die kranke oder verletzte Menschen bei der Alltagsbewältigung unterstützt. Anhand
der Ausführung konkreter Betätigungen soll ihre Handlungsfähigkeit (wieder)hergestellt werden.
Evozierte Potentiale
Evozierte Potentiale bezeichnen eine neurologische Untersuchungsmethode zur Messung der Leitfähigkeit von Nervenbahnen.
Sie beruht auf der Reizung eines Nervs und anschließenden Beobachtung des dadurch ausgelösten elektrischen Potentials.
Fatigue
Fatigue ist das Erschöpfungssyndrom, ein häufiges Symptom chronischer Erkrankungen. Betroffene leiden unter einer starken,
anhaltenden Erschöpfung, begleitet von Müdigkeit und Energiemangel.
Frühsymptome
Frühsymptome sind Krankheitszeichen, die bereits in einem frühen Stadium der Erkrankung auftreten. Bei MS zählen hierzu
Sehstörungen, leichte Lähmungen, Empfindungsstörungen, Konzentrationsschwäche und Fatigue.
Glatirameracetat
Glatirameracetat ist ein Immunmodulator, der für die verlaufsmodifizierende Therapie bei MS eingesetzt wird. Die chemische
Zusammensetzung von Glatirameracetat ähnelt der Nervenisolierschicht aus Myelin.
Immunmodulatoren
Immunmodulatoren sind Wirkstoffe, die das Immunsystem beeinflussen. Sie führen zu einer Veränderung körpereigener
Abwehrreaktionen und können dabei verstärkend (Immunstimulanzien) oder unterdrückend (Immunsuppressiva) sein.
Immunsystem
Das Immunsystem schützt den Körper vor Fremdstoffen und Krankheitserregern. Der Mensch verfügt über ein komplexes
Immunsystem mit angeborenen sowie erworbenen Abwehrmechanismen.
Interferone
Interferone sind Botenstoffe im Körper mit antiviraler, antiproliferativer und immunmodulierender Wirkung. Interferon-beta
war 1993 der erste Arzneistoff für die verlaufsmodifizierende Basistherapie bei MS.
Kortison
Kortison ist ein Hormon mit entzündungshemmender Wirkung, das in der Nebennierenrinde gebildet wird. Davon abgeleitet
gibt es zahlreiche Medikamente, die aufgrund ihrer Wirkung als Kortison-Präparate bezeichnet werden.
Krankheitsaktivität
Krankheitsaktivität bei MS bedeutet, dass die MRT neue bzw. sich vergrößernde oder aktive Entzündungsherde zeigt. Sie kann
mit oder ohne MS-Symptome einhergehen. MRT macht verborgene Krankheitsaktivität sichtbar.
Läsion
Läsion bezeichnet in der Medizin eine Verletzung oder Schädigung einer Körperstruktur. MS-Läsionen sind sogenannte
Entzündungsherde im Gehirn und Rückenmark. Sie können mittels MRT sichtbar gemacht werden und spielen eine
entscheidende Rolle bei der Diagnose von MS.
Liquoruntersuchung
Liquoruntersuchung bezeichnet die labormedizinische Untersuchung von Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit. Sie dient der
Feststellung entzündlicher Veränderungen im Nervensystem und damit der Diagnose vieler neurologischer Erkrankungen.
Logopädie
Die Logopädie ist ein medizinisch-therapeutisches Fachgebiet, das sich mit der Behandlung von Sprach-, Sprech-, Stimm-,
Schluck- und Hörbeeinträchtigungen anhand gezielter Übungen befasst.
Magnetresonanztomographie
Bei der Magnetresonanztomografie, abgekürzt MRT, handelt es sich um ein bildgebendes Untersuchungsverfahren. MRT-Bilder werden vor allem in der medizinischen Diagnostik angewendet, um die Struktur und Funktion von Körperorganen und
Gewebe zu beurteilen.
McDonald-Kriterien
Die McDonald-Kriterien, benannt nach dem Neurologen Ian McDonald, dienen der Diagnosestellung einer Multiplen Sklerose.
Grundlage ist die kombinierte Betrachtung von Schubsymptomatik, klinischen und bildgebenden Befunden sowie räumlicher
und zeitlicher Verteilung.
Myelinschicht
Die Myelinschicht (auch Myelinscheide oder Markscheide) ist eine aus Myelin bestehende Isolierschicht um Nervenfasern. Sie
sorgt für die schnelle Weiterleitung von Signalen zwischen den Nervenzellen.
Nervenfaser
Als Nervenfaser bezeichnet man den Fortsatz einer Nervenzelle, bestehend aus Axon und Myelinscheide. Im Nervensystem
sind meist mehrere Nervenfasern gebündelt und ergeben zusammen einen Nerv.
Nervensignal
Ein Nervensignal ist ein elektrisches Signal, das von einer Nervenzelle zur nächsten übertragen wird. Auf diese Weise werden
im Körper Informationen und Reize weitergeleitet.
Nervensystem
Das Nervensystem umfasst alle Nervenzellen des menschlichen Körpers und unterteilt sich in das zentrale und das periphere Nervensystem. Es steuert vielfältige Abläufe im Körper, wie die Aufnahme von Sinnesreizen und deren Verarbeitung zu Reaktionen.
Nervenzelle
Eine Nervenzelle (auch Neuron) ist eine spezialisierte Zelle, die im Körper für die Aufnahme, Weiterleitung und Verarbeitung
von Reizen zuständig ist. Sie ist die Grundeinheit des Nervensystems.
Neurodegeneration
Neurodegeneration bedeutet Funktionsverlust und/oder Untergang von Nervenzellen. Bei MS handelt es sich um eine
neurodegenerative Erkrankung, da Nervenzellen zugrunde gehen.
Neurologie
Die Neurologie ist das medizinische Fachgebiet, das sich mit dem Aufbau, der Funktion und den Erkrankungen des
Nervensystems beschäftigt. Untersuchungen beim Facharzt für Neurologie dienen der Erkennung von Krankheiten des
Nervensystems, wie zum Beispiel MS.
Peripheres Nervensystem
Das periphere Nervensystem umfasst den Teil des Nervensystems außerhalb von Gehirn und Rückenmark. Dazu
gehören insbesondere die Hirn- und Spinalnerven, welche das zentrale Nervensystem mit den Organen verbinden.
Physiotherapie
Die Physiotherapie ist eine Therapieform, bei der mittels spezifischer Trainings und äußerlicher Anwendung von Heilmitteln
die Bewegungs- und Funktionsfähigkeit des Bewegungsapparates wiederhergestellt, verbessert oder erhalten werden soll.
PPMS
Die primär progrediente MS (PPMS) bezeichnet die MS-Form, bei der die Symptome von Anfang an kontinuierlich zunehmen,
ohne dass im Verlauf der Erkrankung Schübe auftreten. Das betrifft 10 bis 15 % der MS-Betroffenen.
Prognostische Faktoren
Prognostische Faktoren dienen der Vorhersage des zu erwartenden individuellen Krankheitsverlaufes und können
prognostisch eher günstig oder eher ungünstig ausgeprägt sein. Bei MS gehören dazu unter anderem das Alter bei
Erkrankungsbeginn, die Schubdauer und der Grad der Symptomrückbildung.
Progredient
Progredient bedeutet „fortschreitend“. Eine progrediente Erkrankung zeigt einen zunehmend schweren (= progressiven)
Krankheitsverlauf.
Remittierend
Remittierend bedeutet zurückgehend und kommt von Remission. Dabei handelt es sich in der Medizin um das
vorübergehende Nachlassen von Krankheitserscheinungen. Bei der schubförmig remittierenden MS kommt es zwischen den
Schüben zur zeitweiligen Zurückbildung der Symptome.
RRMS
Die schubförmig remittierende MS (RRMS) zeichnet sich durch das Auftreten klar abgrenzbarer Schübe im Abstand von
Wochen, Monaten oder Jahren aus. Zwischen den Schüben leben Betroffene relativ beschwerdefrei. RRMS ist die häufigste
und medikamentös am besten behandelbare MS-Form.
Schub
Ein MS-Schub bedeutet das Auftreten bereits bekannter oder neuer Symptome, die mindestens 24 Stunden lang anhalten.
Daraufhin bilden sich die Beschwerden ganz oder teilweise zurück. Zwischen zwei Schüben liegen mindestens 30 Tage.
Spätsymptome
Spätsymptome sind Krankheitszeichen, die erst in einem späten Stadium der Erkrankung auftreten. Bei MS zählen hierzu
Schmerzen, Spasmen, Sprechstörungen sowie Störungen der Bewegungskoordination, Blasen-, Darm- und Sexualfunktion.
SPMS
Die sekundär progrediente MS (SPMS) zeichnet sich dadurch aus, dass sich die Symptome einer zunächst schubförmigen MS
nach einiger Zeit auch zwischen den Schüben kontinuierlich verschlechtern. Unbehandelt geschieht das meist nach 10 bis 15
Jahren.
Steroide
Steroide sind eine Stoffklasse der Fette. Im menschlichen Stoffwechsel spielen sie eine wichtige Rolle als Bestandteil der
Zellmembran sowie als Hormone. Als Arzneimittel werden Steroide für zahlreiche Indikationen eingesetzt.
Symptom
Ein Symptom bezeichnet in der Medizin ein Anzeichen einer Erkrankung (Krankheitszeichen). Es tritt in Zusammenhang mit
einer Krankheit auf und kann vom Patienten selbst oder vom Arzt wahrgenommen werden.
Uhthoff-Phänomen
Das Uhthoff-Phänomen bezeichnet die vorübergehende Verschlechterung von MS-Symptomen durch eine Erhöhung der
Körpertemperatur (z. B. bei Fieber, heißen Bädern, sportlicher Anstrengung, in der Sauna oder Sonne), vermutlich aufgrund
der herabgesetzten Leitfähigkeit demyelinisierter Nervenfasern.
Verlaufsmodifizierend
Eine verlaufsmodifizierende Therapie bei MS beeinflusst den Krankheitsverlauf positiv. Dabei handelt es sich um eine
langfristige Behandlung mit Wirkung auf das Immunsystem, wodurch die Schwere und Häufigkeit der Schübe reduziert sowie
die Langzeitprognose verbessert werden kann.
Zentrales Nervensystem
Das zentrale Nervensystem des Menschen umfasst alle Nervenstrukturen im Gehirn und Rückenmark. Es ist für die
Verarbeitung von Reizen verantwortlich und koordiniert Bewegungen.