Multiple Sklerose betrifft weltweit etwa 2,8 Millionen Menschen und das meist schon im jungen Erwachsenenalter. Noch gibt es zwar keine Heilung für MS, aber die Forschung hat bereits zu einer Reihe von wirksamen Behandlungen geführt. Ein Blick auf die Wissenschaft in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zeigt, dass die MS-Forschung seither enorme Fortschritte macht.
MS-Forschung
Wussten Sie, dass es bis 1993 noch keine
Medikamente zur Langzeittherapie von
Multipler Sklerose gab?
Das ist umso erstaunlicher, wenn man berücksichtigt, dass schon im Mittelalter Symptome von MS dokumentiert wurden. Seitdem hat sich viel getan…
Meilensteine der MS-Forschung
Die Entdeckung von MS als eigenständige Krankheit geht zurück ins 19. Jahrhundert. Zu dieser Zeit widmeten sich mehrere Wissenschaftler der Beschreibung und Eingrenzung jener vielschichtigen Erkrankung. Es war der Pariser Neurologe Jean-Martin Charcot, der im Jahr 1868 die erste komplette Abhandlung über die MS verfasste und die Bezeichnung „sclérose en plaques“ einführte. Damit war der Grundstein für die weitere MS-Forschung gelegt.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts konnte das Wissen über die MS erneut entscheidend vorangebracht werden. 1933 gelang die medizinische Einordnung von MS als Autoimmunerkrankung, die durch Entzündungen im zentralen Nervensystem verursacht wird. 1944 konnte sogar schon gezeigt werden, dass es bei MS zur Zerstörung der Myelinschicht um die Nervenfasern (Demyelinisierung) kommt und dass deshalb die Signalweiterleitung gestört ist.
Die 1960er und 70er Jahre brachten bedeutende Entwicklungen in der Diagnose und Therapie von MS hervor. So wurden diagnostische Liquortests entwickelt, man begann mit der Messung evozierter Potentiale und die Computertomographie wurde eingeführt. Außerdem fand man anhand eines immunsuppressiven Wirkstoffes den ersten wirksamen Behandlungsansatz – die Verwendung von Kortison zur akuten Entzündungshemmung.
In den letzten Jahrzehnten hat die MS-Forschung erhebliche Fortschritte gemacht. Der Durchbruch in der Diagnostik gelang 1981 mit dem Einsatz der Kernspintomographie (MRT). Dank der hochauflösenden Darstellung von MS-Herden konnte die Diagnose und Überwachung von MS stark verbessert werden.
Schließlich brachten die 90er Jahre unsere heutigen Therapien hervor – die Langzeitbehandlung mit den Immunmodulatoren Interferon-beta (1993) und Glatirameracetat (1996) zur Verlangsamung des Krankheitsverlaufes. Seitdem wurden zahlreiche Arzneistoffe zugelassen, die zum Teil oral oder subkutan, aber auch intramuskulär oder per Infusion verabreicht werden.
Darüber hinaus hat 2001 eine internationale Expertengruppe um Ian McDonald ein neues, einheitliches Diagnoseschema geschaffen. Die McDonald-Kriterien erhöhen die Zuverlässigkeit der MS-Diagnose und sollen einen noch früheren Therapiebeginn ermöglichen. Diese Diagnosekriterien wurden in den letzten Jahren mehrfach aktualisiert, um immer den aktuellen Wissensstand zu reflektieren.
In den letzten 5–10 Jahren lieferte die MS-Forschung immer mehr Erkenntnisse über die zugrundeliegenden Krankheitsmechanismen. So wurde herausgefunden, dass es bei MS nicht nur während der aktiven Schübe, sondern auch in schubfreien Zeiten der Erkrankung zu einer Schädigung und einem Verlust von Nervenfasern und Nervenzellen (Neurodegeneration) kommt.
Multiple Sklerose in der Zukunft
Eines der wichtigsten Forschungsziele ist es, die Ursachen von MS besser zu verstehen, damit eines Tages Heilungsmöglichkeiten entwickelt werden können. Derzeit gibt es verschiedene Forschungsansätze, die darauf abzielen, das Fortschreiten von MS aufzuhalten, einschließlich Immuntherapien, neuroprotektive Therapien und Stammzelltherapien.
Ein weiterer Schwerpunkt der zukünftigen MS-Forschung ist die personalisierte Medizin. Anhand einer Analyse von genetischen Faktoren und anderen biologischen Markern können Ärzte und Forscher möglicherweise Vorhersagen über den Krankheitsverlauf und Therapieerfolg generieren und demzufolge die beste Behandlungsoption für jeden Patienten individuell auswählen.
Schließlich könnten neue Technologien wie künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen genutzt werden, um große Mengen von Daten zu analysieren und neue Erkenntnisse über MS zu gewinnen. Auch die Weiterentwicklung von Bildgebungstechnologien und die Nutzung von virtuellen Realitäten könnten zu künftigen Meilensteinen der MS-Forschung beitragen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Zukunft der MS-Forschung vielversprechend ist und dass weitere Fortschritte in der Diagnose und Therapie von MS erwartet werden können.
Quellen:
https://www.asklepios.com/teupitz/experten/neurologie/multiple-sklerose/ms-geschichte/#:~:text=Die%20MS%20als%20eigene%20Krankheitsentit%C3%A4t,die%20f%C3%BCr%20MS%20typisch%20sind
Vollmer, Brandi L et al. “Evolution of Disease Modifying Therapy Benefits and Risks: An Argument for De-escalation as a Treatment Paradigm for Patients With Multiple Sclerosis.” Frontiers in neurology vol. 12 799138. 25 Jan. 2022, doi:10.3389/fneur.2021.799138